Von Anna Stempel-Romano
Vor einer Weile habe ich diesen Text geschrieben (und ich glaube auch irgendwo veröffentlicht – ich weiß nur nicht mehr wo 😉 ) und jetzt bin ich gerade wieder darüber gestolpert und habe mir gedacht: vieles hat sich verändert, aber der Kern der hinter diesem Text steckt, ist für mich trotz oder gerade wegen der aktuellen Situation, in der vieles nur online möglich ist, noch genauso stimmig, wie vor 4 Jahren.
Warum wir keine Persönlichkeitsentwicklung über Online-Workshops oder -Coaching anbieten!
„ In 4 Schritten zum Erfolg“ oder: „Wenn Sie wissen wollen, wie Sie Ihre Ziele erreichen, dann schauen Sie sich dieses Video an!“
Solche und ähnliche Posts liest man regelmäßig in den sozialen Medien und auf diversen Blogs. Gehen wir einmal davon aus, dass die Inhalte der geposteten Tipps oder Videos sachlich korrekt sind und dass die Anbieter dieser Dienstleistungen etwas von ihrem Fach verstehen. Sicherlich gibt es auch schwarze Schafe – aber das ist hier nicht das Thema.
Thema ist, warum wir es nur für begrenzt zielführend halten, sich mit der Hilfe von (teilweise sogar kostenlosen) Online-Angeboten persönlich weiter entwickeln zu wollen.
Unserer Meinung nach leben Seminare und Workshops davon, dass persönlicher Kontakt und Nähe entstehen, die über ein anonymes „Anklicken“ weit hinaus gehen. Auch ein Skypegespräch oder ein Webinar, bei dem ich als Teilnehmender zwar den Seminarleiter sehen und hören, aber weder anfassen und riechen kann, bleiben in gewissem Sinne anonym, da in beide Richtungen relevante Informationen über das Gegenüber verloren gehen (oder hast du schon Mal am Foto einer Blume gerochen?). Die Wahrnehmung wird eingeschränkt und der oft fruchtbare Austausch mit anderen, die vielleicht an einem ähnlichen Punkt in ihrem Leben stehen wie ich, geht verloren. Oft sind es gerade die informellen Teile eines Seminars, wie beispielsweise die Café-Pausen oder das gemeinsame Abendessen, in denen viel Bewegung passiert.
Schon Konfuzius wusste:
„Was du mir sagst, das vergesse ich. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was du mich tun lässt, das verstehe ich.“
Die persönliche Erfahrung und das eigene Tun sind also das, was tatsächliche Erkenntnis und tatsächliches Lernen und somit Entwicklung ermöglichen. Dabei geht die Erfahrung weit über den reinen Inhalt eines Seminares hinaus.
Um Veränderung zu erreichen ist es oft nötig sich (auch räumlich) aus seinem normalen Umfeld heraus zu bewegen. Geistige und körperliche Veränderung bedingen sich (nicht nur) an dieser Stelle gegenseitig.
Natürlich ist es bequemer, sich „einfach“ zu Hause auf dem Sofa sitzend durch ein paar Klicks persönlich weiter zu entwickeln, als ein (vermutlich sogar anstrengendes und nicht ganz billiges) Seminar oder Coaching zu besuchen. Aber persönliche Entwicklung ist unserer Meinung nach nichts, was vor dem Rechner, sondern in der realen Welt verankert werden muss. Und da kann es durchaus auch mal etwas unbequem und anstrengend werden.
Ja – auch wir weichen im Moment an den Stellen, an denen es möglich ist, übergangsweise auf Online-Coachings aus. Insbesondere auch, um für unsere Kunden auch jetzt zumindest auf diesem Weg weiterhin da zu sein.
Dennoch bestätigt sich für mich aktuell täglich, was ich damals geschrieben habe.
Denn Online… fehlt mir etwas…
- Mir fehlt die besondere Energie, die entsteht, wenn Menschen sich gemeinsam in einem Raum befinden und quasi Herzen und Köpfe zusammen stecken, um Lösungen für aktuelle Probleme zu generieren.
- Mir fehlt ein Stück der Herzlichkeit, die mir bei meiner Zusammenarbeit mit Unternehmern, Führungskräften und Teams wichtig ist und die meistens in den Momenten entsteht, in denen gerade mal nicht „gearbeitet“ wird.
- Mir fehlen die leisen Zwischentöne, die sich über einen Bildschirm, auf dem nur Oberkörper und Köpfe sichtbar sind, nur schwer wahrnehmbar sind.
- Mir fehlt das Erleben und das Möglich machen von Erleben, das in meinen Coachings – nicht nur im pferdegestützten Coaching – eine nicht unwesentliche Rolle spielt, um nachhaltiges „Be-greifen“ und echte Entwicklung zu unterstützen.
Es wird also bei uns auch in Zukunft – sobald es möglich ist – wieder vorrangig „analoges – offline – Coaching“ geben. Weil uns der reale Kontakt zu Menschen wichtig ist und weil wir der Meinung sind, dass echte Entwicklung diesen Kontakt braucht!