Unser Gesprächspartner
Rafael Disch leitet in vierter Generation das 1905 gegründete Familienunternehmen Rombach Verpackungen. Als Hersteller von individueller Verpackung aus Wellpappe und Vollpappe setzt die Firma nur Rohmaterial aus 100% Altpapier bzw. Recyclingpapier bzw. aus Bruch- und Durchforstungshölzern ein.
Neben der Nachhaltigkeit der hergestellten Kartonagen steht für Rafael Disch vor allem eine schnelle Auftragsbearbeitung und hohe Flexibilität mit dem Fokus auf die Zufriedenheit der Kunden im Vordergrund.
Was denkst du, sind die wesentlichen Faktoren für den Erfolg deines Unternehmens.
Als erstes die eigene Persönlichkeit – also die Soft-Skills, weil Kunden oder Interessenten über den ersten Eindruck, den sie von mir als Person haben unterbewusst schon entscheiden, ob Sie sich ein Geschäft mit mir vorstellen können.
Dann ist es unsere Kommunikation auf Augenhöhe mit dem Kunden. Wir haben langjährige Kunden, die uns teilweise seit 40 Jahren treu sind und das basiert denke ich auf mehreren Faktoren. Die Qualität muss stimmen, Preis-Leistung muss stimmen, die Soft-Skills müssen stimmen und die Regionalität. Gerade bei uns im Schwarzwald, da sind die Firmen sehr miteinander verbunden. Ich glaube es gibt Deutschlandweit fast keine Regionen wie hier im Süden von Baden-Württemberg wo Unternehmen so zusammen halten, Geschäfte machen, und sich untereinander kennen. Das spart Transportkosten und lange Wege und das sind Faktoren für unseren Erfolg.
Und gerade wenn es ein Problem gibt, dann versuchen wir gemeinsam auf Augenhöhe Lösungen zu finden. Es kommt natürlich immer mal wieder vor, dass es kleinere Probleme oder auch Reklamationen gibt. Dabei ist mir wichtig, das so charmant und direkt wie möglich zu lösen. Das heißt, ich fahre zum Kunden, wir setzen und gemeinsam an einen Tisch und besprechen, was vorgefallen ist und wie wir das lösen können, dass beide Seiten zufrieden sind und das Vertrauen der jahrelangen Zusammenarbeit bestehen bleibt. Und mir fällt keine Situation ein, in der das nicht weitergeholfen hätte. Das ist für mich die Basis.
Natürlich könnte man diese Nähe, die wir im Schwarzwald haben, auch kritisch sehen und sich Sorgen machen, was ist, wenn etwas schief läuft – das wissen dann eben auch alle, genauso wie es alle wissen, wenn etwas gut läuft. Aber ich steh da eher auf der Seite, dass ich diese Verbundenheit positiv sehe und eher die Chancen wahrnehme, die darin stecken, statt den Risiken. Das liegt vermutlich auch daran, dass ich zu 1000 % hinter dem stehe, was wir machen und der Meinung bin, dass da gerne drüber geredet werden darf. Und das spiegelt sich auch in unserem Alltag wieder.
Wie alt ist dein Unternehmen?
Die erste Eintragung war 1905 – also dieses Jahr 115 Jahre – in vierter Generation.
Jetzt hat dein Unternehmen ja einen Ruf – den hast du übernommen, ist der Ruf für dich positiv oder ist das schwierig für dich, damit umzugehen?
Wichtig ist für mich erstmal, herauszufinden, was ich am Markt für einen Ruf habe. Wie kennt man uns, wie sieht man uns, was macht uns aus? Also die Sicht von meinen Kunden zu ermitteln und dann weiß ich, ob es Stellschrauben gibt, an denen ich arbeiten muss oder kann ich das erarbeitete weiterführen und optimieren.
Wie ist es denn für dich, dieses alteingesessene Unternehmen zu übernehmen?
Wahnsinnig spannend. Allerdings muss ich sagen, dass ich zwar in das Unternehmen hineingeboren bin, aber dass ich anfangs andere Wege eingeschlagen habe. Und aufgrund der Familiengeschichte und Aushilfsjobs baut man dann eine Verbundenheit zum Unternehmen auf, die tiefgreifender ist als das was man vielleicht morgens und abends am Tisch von den Eltern mitbekommt. Dann wächst man da rein und jetzt könnte ich mir nichts anderes mehr vorstellen. Das war bei mir ein fließender Prozess.
Das heißt du hast auch alle Stationen im Unternehmen mal erlebt?
Ja genau.
Angefangen habe ich damit im Jugendalter, da habe ich mir so mein Taschengeld verdient. Mein Vater und meine Mutter waren von Anfang an immer hinterher, dass wir mit unserem eigenen Kopf und mit unseren Händen unser Geld verdienen und wo andere Werbehefte austragen hab ich im Unternehmen mitgeholfen. Habe dort Maschinen bedient, Montagetätigkeiten gemacht – ich nenne es mal direkt an der Front. Das hat sich dann mit den Jahren immer mehr weiterentwickelt aber die Anfänge waren wirklich direkt an der Maschine.
Hilft dir das in deinem Alltag?
Ja, auf jeden Fall – einmal für die Mitarbeiterführung, für die Fragen und Herausforderungen der Kunden und auch um den Markt zu verstehen. Wenn man alle Unternehmensbereiche durchläuft, dann kann man herausfinden, wo sind die jeweiligen Kernkompetenzen und aus welcher Sicht sehen vielleicht Mitarbeiter die Herausforderungen und man lebt nicht so am Unternehmen vorbei.
Du sprichst gerade selbst das Thema Mitarbeiter an, was ist dir denn im Umgang mit deinen Mitarbeitern wichtig?
Wir sind ja 8 Leute und für mich ist ganz wichtig, dass ich respektvoll mit meinen Mitarbeitern umgehe und es familiär zugeht und trotzdem eine gewisse Achtung da ist. Also sprich, ich führe das Unternehmen freundschaftlich und trotzdem mit einem gewissen Respekt. Das ist mein Führungsstil. Ich versuche die Hardskills und die Softskills zu kombinieren. Das stellt mich auch manchmal vor Herausforderungen, weil wenn man auf der Kumpelschiene ist, dann ist es manchmal schwieriger, ernstere Themen fachlich zu lösen, aber mit den Jahren hab ich einen Weg gefunden, wie ich das ganz gut hin bekomme.
Wir hatten es vorhin mal davon – du hast das Unternehmen von deinem Vater übernommen – der das Unternehmen 40 Jahre lang geführt hat und dabei seine Vorstellungen einfach umsetzen konnte. Und jetzt kommst du: Wie war da der Übergang?
Ich muss ehrlich sagen, da bewundere ich meinen Vater in seiner Charaktereigenschaft, weil er nie Druck aufgebaut hat. Wir sind ja insgesamt drei Geschwister, ich habe noch zwei Schwestern. Und er hat uns immer freigestellt, was wir machen wollen. Ursprünglich hatte ich andere Pläne, da hat sich aber für mich dann herausgestellt, dass das doch nicht passt. Und um die Phase der beruflichen Orientierung zu überbrücken, hab ich dann wieder im Betrieb meines Vaters ausgeholfen und da sind dann dreieinhalb Jahre draus geworden. Irgendwann war es so, dass ich mir gar nicht mehr vorstellen konnte, hier weg zu gehen. Und dadurch, dass mein Vater nie Druck ausgeübt hat, hab ich meinen eigenen Weg im Unternehmen gefunden.
Da bewundere ich meinen Vater – er hat mich bei allem unterstützt, hat mir die Freiheiten, die ich gebraucht habe, gegeben und mir trotzdem immer signalisiert, dass er sich freut und dass es ihm wichtig ist, dass das Unternehmen weiter geführt wird. Und diese Führungsstruktur, die bewundere ich bei ihm und die versuche ich auch weiter zu tragen. Denn das macht unser Unternehmen auch irgendwie aus.
Gab es irgendwelche Hindernisse, die ihr gemeinsam überwinden musstet?
Ja, eines der größten Hindernisse früher war der finanzielle Aspekt. Mein Vater musste damals innerhalb von einem halben – dreiviertel Jahr die Firma übernehmen und dann hat es erstmal ein Loch in die Finanzen gerissen, von dem sich das Unternehmen eine ganze Zeit lang erholen musste.
Und als ich dann ins Unternehmen eingestiegen bin war die größte Herausforderung, vom Sohn – der dreieinhalb Jahre an der Maschine gestanden ist – zur Führungskraft. Da stößt man auf Herausforderungen und Probleme, die man sich erstmal gar nicht so ausmalen kann. Gerade auch, wie einen die Mitarbeiter sehen und wie man sich nach außen Verkauft.
Das waren so die beiden größten Hindernisse – einmal klassisch: vom normalen Angestellten zur Führungskraft und zum anderen die wirtschaftliche Situation: also das Unternehmen so aufzustellen, dass es auch in die nächste Generation weitergegeben werden kann.
Und wie habt ihr das gemeistert
Schwierige Frage…
Mein Vater hat sich über Jahre hinweg eine gute Stammkundschaft aufgebaut. Das hat das Einkommen gesichert aber nie so, dass davon mehrere Generationen leben können. Also wir konnten davon gut leben, aber es hat nie für den nächsten Schritt gereicht. Wenn jetzt der Sohn kommt, der Ziele hat, der vielleicht das Unternehmen anders ausrichten und weiter entwickeln will, braucht man erstmal Geld zum investieren.
Da hab ich mich mit ihm an einen Tisch gesetzt und gesagt: „so stell ich mir das vor. Ich nutz deine Basis, will die auch weiterführen, weil das die Existenzgrundlage ist und dann bauen wir drum rum.“
So haben wir uns unternehmerisch gesehen einen Plan erarbeitet, was unsere Kernkompetenz ist und wie wir die weiter ausbauen können.
Wir haben also viel miteinander gesprochen. Allerdings keine Businessgespräche sondern sehr integriert in den Alltag. Immer wenn es was gab, dann haben wir uns zusammen gesetzt, bis es für beide gepasst hat.
Klar die strategische Planung und Ausrichtung, das muss man einmal richtig machen, damit die Basis geschaffen ist und die Rahmenbedingungen. Aber der Weg dahin, das kam dann eher situativ.
Was gab es auf dem Weg für Meilensteine?
Ein ganz großer Meilenstein ist die Planung unseres Neubaus. Wir haben damals unser Geschäftsgebäude aus einer Insolvenz raus gekauft und sind jetzt aufgrund vom Unternehmenswachstum beengt. Wir haben zwar mehrere Lager angemietet, bei Logistikzentren, um dort die Waren zu verteilen. Jetzt sind wir soweit, dass wir aus allen Nähten platzen und einen Neubau geplant haben. Das ist ganz aktuell ein riesen Meilenstein in unserer Firmengeschichte.
Und ein weiterer Meilenstein, den wir im Hintergrund schon lange im Herzen haben, aber noch nie nach außen getragen, das ist ganz klar das Thema Nachhaltigkeit. Wie geht man mit unseren Ressourcen um? Wir haben nur diesen einen Planeten und unsere Wertschöpfungskette, unsere Produkte und auch, wie der Endverbraucher damit umgeht, die sind so nachhaltig wie möglich zu gestalten und die Ressourcen so nachhaltig wie möglich zu verwenden. Das heißt, wir überlegen uns auch, wie wir Upcycling-Produkte auf den Markt bringen können. Ich denke das ist in der heutigen Zeit ein großer Meilenstein und den wollen wir auch hervorheben.
Dann sind wir schon bei der nächsten Frage nämlich den Zielen und der Strategie, die ihr euch dafür zurechtgelegt habt.
Bei uns ist es so, die Welt der Verpackungen ist ja riesig. Wir sind spezialisiert auf reine Kartonage aus Voll- und Wellpappe und da ist es so, dass wir eine Handvoll Lieferanten haben, die uns eine nachhaltige Rohstoffqualität liefern können, die Recyclingmaterial aus Wellpappekartonage beinhaltet. Das heißt, alte Wellpappepakete werden aufbereitet und daraus wird Vollpappequalität hergestellt. Das heißt, das ist ein Upcyclingprodukt aus der Wellpappe und aus diesem Rohmaterial machen wir Kartonage. So kann man aus einem Wellpappekarton 7 Vollpappekartonagen machen. Bis die Fasern dann irgendwann so klein sind, dass man sie nicht mehr verwenden kann.
Was ist denn deine eigene Vision vom Unternehmen?
Was man am Markt beobachten kann ist, dass mittelständische Firmen so wenig Lagerhaltung wie möglich haben wollen. Also von der einen Maschine, direkt an die nächste und nicht zwischenlagern. Und das ist meine strategische Ausrichtung, dass ich versuche, meine Produktion und meine Wertschöpfungskette versuche auf das Level zu bringen, dass wir just in time liefern können. Sprich das Rohmaterial kommt, wird weiter verarbeitet, sinnbildlich gesprochen direkt von meiner Maschine zur Maschine des Kunden. Und das bedarf über Monate und Jahre hinweg eine Entwicklungsphase.
Ein Beispiel dazu: Mein Vater hat bei einer Neuentwicklung immer Handskizzen gemacht und diese Handskizzen hat er dann dem Kunden geschickt. Ich mache das über neue Medien – wir haben ein CAD- Programm angeschafft, Maße und Qualitäten werden eingegeben und in 3D visualisiert und dem Kunden geschickt. Das hat den Vorteil, dass wir damit schneller sind und der Kunde sich besser vorstellen kann, wie das fertige Produkt aussehen wird. Also von der händischen Entwicklung hin zu Automation über neue Medien.
Und das ist meine strategische Ausrichtung. Denn so kann ich ganz schnell auf neue Produkte und neue Anforderungen von den Kunden reagieren. Und wenn sich die Produkte schnell ändern, dann muss sich die ganze Wertschöpfungskette, alle Lieferanten ein stückweit mit verändern.
Also soweit möglich: Wenig Lager und schnelle Reaktion.
Was ist dein Tipp, den du anderen Unternehmern mitgeben willst:
Ganz wichtig ist: Bleib authentisch.
Stillstand ist Rückschritt und als Unternehmer musst du immer den Bedürfnissen deiner Kunden einen Schritt voraus sein.
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