Unser Gesprächspartner
In der I ALT.HOLZ.GARAGE. in Emmendingen bei Freiburg stellt Jan Knopp gemeinsam mit seinem Team stilvolle Wohnaccessoires und Wandverkleidungen aus regionalem altem Scheunen- und Bauholz her. Zudem können hier Palettenlounges, Strandkörbe und andere Möbel für Feiern gemietet werden. Alles wird in Handarbeit in der eigenen Werkstatt mit viel Liebe produziert.
Was denkst du, sind die wesentlichen Faktoren für den Erfolg deines Unternehmens?
Ich glaube, ein ganz großer Baustein ist die ehrliche Leidenschaft für das was ich tue, also die Begeisterung, die ich für meine Arbeit habe und es steckt natürlich ganz viel Fleiß dahinter. Also immer die Bereitschaft, anfallende Aufgaben zu erledigen.
Ein weiterer Baustein ist die Offenheit für Neues. Immer wieder auch nach rechts und links zu schauen und sich ständig weiter zu entwickeln und mitzudenken. Das ist gerade in meinem Bereich, in dem es auch viel um Trends geht, sehr wichtig.
Und dann liegt es noch am eigenen Auftreten, ganz allgemein. Wie betritt man einen Raum, ist man höflich, freundlich, ist man begeistert und dann springt der Funke schnell über.
Und ich muss ehrlich sagen, ich bin selbst überrascht über den Erfolg!
Für mich ist es besonders spannend, auf dem Weg zum Erfolg, also wenn man wächst, wann der Punkt kommt, auch Aufgaben abzugeben. Das ist für mich ein großes Thema und auch wichtig für den Erfolg. Was ist hier im Unternehmen meine Aufgabe und welche Aufgaben muss ich auch abgeben, damit ich meine eigenen Aufgaben wahrnehmen kann. Das dauert bei mir oft etwas länger, bis ich dann die Entschluss fasse, bevor ich selbst ganz am Limit bin, zu sagen, jetzt muss ich mir eine zusätzliche Kraft besorgen oder auch Aufgaben nach extern vergeben.
Du hast jetzt gerade gesagt, dass sowas auch immer eine große Entwicklung bei dir ist. Heißt das die ALT.HOLZ.GARAGE entwickelt sich und du musst dich dabei auch entwickeln als Unternehmer und als Mensch?
Ich habe mich als Mensch, als Kumpel, als Partner in den letzten drei Jahren komplett verändert. Wenn ich mir überlege, wie das war, als Angestellter, da verändert sich automatisch sehr viel, wenn man ein eigenes Unternehmen hat. Man hat mehr Sachen im Kopf, muss fokussierter bleiben, weil man immer, selbst und ständig, dieses Unternehmen präsentiert.
Wenn ich zum Beispiel im Ort aufs Weinfest geh, dann bin ich die ALT.HOLZ.GARAGE. Da kennen mich viele nicht als Jan sondern als ALT.HOLZ.GARAGE.
Mit dem eigenen Unternehmen so identifiziert zu werden, das bedeutet natürlich auch, dass dich ganz andere Menschen wahrnehmen, als vorher. Teilweise auch andere Unternehmer, die mein Unternehmen kennen, deren Unternehmen ich auch kenne, aber oft das Gesicht dazu halt nicht. Und wenn man im Gespräch ist, dann heißt es plötzlich: Ach, du bist der mit der ALT.HOLZ.GARAGE!
Was sind Meilensteine auf deinem Weg mit der ALT.HOLZ.GARAGE.?
Der erste Meilenstein war, mich in meinem Beruf kündigen zu lassen und mich in diesen Dschungel rein zu schmeißen. Die erste große Entscheidung, die mich schlaflos gemacht hat, war der erste Lieferwagen, den ich gekauft hab.
Dann kam die erste 450 Euro-Kraft. Wobei ich finde, 450 Euro sind noch relativ entspannt. Denn wenn ich grade keine Arbeit für ihn habe, dann muss ich ihm auch kein Geld zahlen. Nach dem ersten Jahr habe ich diesen Mitarbeiter dann als Vollzeitkraft eingestellt. Das war dann schon ein großer Schritt.
Damals waren wir noch bei mir zu Hause in der Doppelgarage und mit dem Einstellen einer Vollzeitkraft war klar, dass das so nicht weiter geht. Daher war dann kurz darauf der nächste Meilenstein der Umzug in größere Räumlichkeiten.
In diesen ersten anderthalb Jahren gab es viele Meilensteine, plötzlich sind Firmen mit Anfragen auf mich zugekommen und ich hatte manchmal das Gefühl: so weit bin ich eigentlich noch gar nicht. Gleichzeitig war klar, wir machen das, wir bekommen das hin. Weil nein sagen in so einer Situation kannst du halt auch nicht.
Die Kunden haben sich also auch verändert. Anfangs waren es viele Privatkunden, die mal ein Schild gekauft haben und mittlerweile sind es immer mehr Geschäftskunden und Unternehmen.
Das heißt es hat sich immer weiter entwickelt. Durch immer neue Herausforderungen hat sich das Portfolio entwickelt haben, das wir heute haben. Irgendwie sind wir immer weiter gewachsen.
Was für mich eine große Herausforderung war, war, dass ich als Angestellter nie gelernt habe, mich als Unternehmer zu strukturieren. In dem Zusammenhang hab ich mir dann für meine Büroorganisation einen Coach dazu geholt
Und jetzt kommt der größte Meilenstein, nämlich wieder ein Umzug mit noch mehr Personal und mit einer Bank. Das ist für mich auch ein großer Schritt, dass dann da im Hintergrund noch jemand Geld sehen möchte.
Das bedeutet natürlich, dass die Fixkosten größer werden aber eben auch das Auftragsvolumen wird größer und auch die Aufträge an sich werden größer und interessanter. Was ja auch das Ziel ist.
Du hast selbst angesprochen, dass in den Meilensteinen auch einige Stolperfallen lagen. Welche Stolperfallen gab es für dich, welche Hindernisse musstest du überwinden und wie hast du diese gemeistert?
Ich komm ja ursprünglich nicht aus dem Holzbereich und das ist sicherlich eine Stolperfalle. Natürlich kann ich mir kaufmännisch überlegen, wie ich meine Produkte kalkuliere. Und dann gibt es aber zum Beispiel einen großen, guten Auftrag, den ich natürlich gerne haben will. Da ist dann die Frage, wie knapp kalkuliere ich, um den zu bekommen? Das immer richtig einzuschätzen, das ist schon eine Herausforderung für mich.
Sonst sind es für mich Geschäftsbeziehungen, Kooperationen, bei denen ich schon Fehler gemacht habe und was ich so nicht wiederholen würde. Beziehungsweise wo ich jetzt mit einer anderen Vorsicht in die Situation rein gehe.
Und auch bei Lieferanten. Am Anfang war das alles so klein. Da nimmt man halt den erstbesten Lieferanten. Und dann ist es gewachsen ich hab gemerkt, dass ich mit meinen Lieferanten reden muss. Einfach weil wir mittlerweile ein ganz anderes Volumen machen als zu Anfang. Da hab ich schnell gemerkt, wer die Lieferanten sind, die mit mir wachsen und arbeiten wollen und wo man vielleicht auch einen Lieferanten wechseln muss.
Grundsätzlich halte ich mich an Stolpersteinen nicht so fest. Ich versuch sie zu meistern, an ihnen zu lernen, zu wachsen und dann schnell einen Haken daran zu machen.
Personal ist auch so ein Bereich, der manchmal ein ganz ordentlicher Stolperstein sein kann. Manchmal klappt das gut und manchmal ist es auch schwierig.
Was ist an dem Thema Personal die Herausforderung für dich?
Bisher hab ich meine Mitarbeiter immer durch Zufall oder über Beziehungen gefunden. Das ist auf der einen Seite sehr angenehm aber gleichzeitig auch die Herausforderung, weil es dann persönliche Verbindungen gibt.
Ich hab aber auch schon ein klassisches Bewerbungsverfahren gemacht und Vorstellungsgespräche gehabt. Im Gespräch war die größte Herausforderung für mich, die richtigen Fragen zu stellen, mich gut vorzubereiten. Für die Werkstatt finde ich es wichtiger zu sagen, das passt so einigermaßen, komm zum Probearbeiten vorbei. Fürs Büro ist es nochmal etwas anders. Aber auch da lass ich die Leute Probearbeiten. Das ist für beide Seiten wichtig. Im Gespräch kommt es für mich auf den ersten Eindruck an und dann will ich die Leute in Aktion sehen.
Bei der Personalführung ist mir wichtig, ein lockeres und angenehmes Arbeitsklima aufrecht zu erhalten. Das ist dann manchmal auf Messers Schneide. Nicht von mir aus, sondern von der Seite der Mitarbeiter, dass sich da manche zu viel heraus nehmen.
Das ist so mein Thema, dass ich da manchmal dran verzweifel, weil ich mir dann denke: eigentlich seid ihr doch blöd. Ich versuch es euch so angenehm wie möglich zu machen und ihr nutzt es aus. Und dann steh ich nur da und denk, wollt ihr mich eigentlich verarschen. Da dann den richtigen Weg zu finden, das anzusprechen, das ist manchmal echt schwierig.
Der Führungsstil den ich anstrebe ist, grundsätzlich eine gute Stimmung zu haben, Spaß bei der Arbeit zu haben, auch für die Mitarbeiter und auch dass es allen gut geht. Aber in den entscheidenden Momenten muss auch klar sein, wie es läuft. Denn letztlich sind wir alle zum Arbeiten und Geld verdienen hier.
Wichtig finde ich, auch wahrzunehmen, wenn es gut läuft und meinen Mitarbeitern dann auch mal auf die Schulter zu klopfen. Da merkt man dann, wie die Leute einen Kopf größer werden.
Letztlich ist mir wichtig, dass meine Mitarbeiter gerne her kommen und im besten Fall auch erzählen, dass sie hier gerne arbeiten. Oder dass ein Mitarbeiter zu mir kommt, was vor kurzem der Fall war, und sagt: weißt du, was das schlimmste ist, was mir passieren kann? Das ein Kunde zu mir kommt und sagt, da habt ihr Mist gebaut! Das geht für mich gar nicht, da mach ich dann so lange, bis der Kunde zufrieden ist und die Arbeit gut ist. Das ist natürlich für mich als Unternehmer eine tolle Bestätigung, dass Menschen für meine eigene Leidenschaft ebenfalls brennen und alles geben.
Welche nächsten Ziele verfolgst du und welche Strategien möchtest du zur Erreichung deiner Ziele einsetzen?
Das nächste Ziel ist der Umzug. Raus aus den Kinderschuhen. Mehr Präsenz, professioneller Auftritt. Das ist ein Riesenschritt für mich und da gehe ich „all in“. Und auch wenn ich da teilweise auch etwas Schiss davor habe, bin ich überzeugt, dass dieser Schritt richtig und wichtig ist und auch, dass das klappt.
Und dann ist es ja so – ich bin ziemlich blauäugig in dieses ganze Ding gestartet. Ich hab mir gesagt, ich probier das jetzt einfach mal. Und habe dann zum Glück nie die Zeit gehabt, mir dazu groß Gedanken über eine Strategie zu machen, weil es einfach immer gelaufen ist. Durch diesen nächsten Schritt und weil ich jetzt mit Banken in der Verhandlung bin, musste ich mir da plötzlich ganz andere Gedanken drüber machen. Also einen Businessplan schreiben und so weiter. Das heißt ich bin gezwungen worden, eine richtige Strategie zu Papier zu bringen.
Aus Verkaufstrainings, wo ich ja eigentlich her komme, weiß ich, dass man sich eigentlich Ziele setzen muss und so weiter, das ist mir schon alles klar. Aber so richtig kaufmännisch, unternehmerisch und wie sehr man ins Detail geht und ob das realistisch ist, das war jetzt für mich schon nochmal eine ganz andere Hausnummer.
Jetzt wird es gefühlt irgendwie „richtig“ ernst. Es macht mir immer noch riesen Spaß aber meine Aufgaben verändern sich in der letzten Zeit sehr.
Jetzt ist es tatsächlich so, dass ich halt der Chef bin, mit allen Aufgaben die dazu gehören, Steuern und Kontrollieren. Dieser Sprung ist es schon sehr interessant.
Welchen Tipp hast du für Unternehmer, die gerade am Beginn ihres Unternehmens stehen?
„Wenn du für deine Sache brennst und bereit bist, Fleiß zu investieren, dann mach es!“
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